The Making of …
Idee, Entstehung und Realisierung
Bereits im Sommer 2021 habe ich in meinem künstlerischen Schaffen zu der Thematik der Kinderverschickungen erste Ideen für ein Konzept zur möglichen Gestaltung von Erinnerungsorten für die Verschickungskinder entwickelt. Aus diesen ersten Überlegungen heraus begann ich im Winter 2021 mit der bildhauerischen Umsetzung einer Denkmalskulptur als Symbolträger für die Verschickungskinder. Parallel dazu entstanden weitere Malereien, Grafiken und Objektkästen zu diesem Thema. Im Sommer 2022 schloss ich dann die Arbeiten an der, zunächst in Kalksandstein gehauenen Skulptur Wundmal ab, mit dem Ziel, diese in der Ausstellung „Wunde Würde - bedrängte Erinnerung“ auf dem 4. Kongress der bundesweiten „Initiative Verschickungskinder“ in Bad Sassendorf zu präsentieren. Die Skulptur war nun ein zentraler Bestandteil meiner umfangreichen und bisher einmaligen Kunstausstellung zur Thematik der Verschickungskinder, die mittlerweile auf ca. 40 Arbeiten (Malereien, Skulpturen, Grafiken etc.) angewachsen war.
Auf dem Bundeskongress im September 2022 fand auch ein erstes, gemeinsames Gespräch mit dem Bürgermeister von Bad Sassendorf, dem AKV-NRW e.V. und mir statt, woraus der konkrete Wunsch entstand, eine Erinnerungsstätte in Bad Sassendorf zu realisieren.
Impulsgebend dafür war der Leitgedanke „der Sichtbarmachung“ des Leids der Verschickungskinder.
„Mittlerweile ist klar, dass auch hier an diesem Ort schlimme Dinge passiert sind“
so der Bürgermeister Malte Dahlhoff.
Um an dieses Leid zu erinnern, das viele der Verschickungskinder auch in Bad Sassendorf erlebt haben, entschieden sich der Bürgermeister und der Förderverein Westfälische Salzwelten e.V. dazu, mit meiner Skulptur Wundmal im Kurpark an die Schicksale der Verschickungskinder zu erinnern.
Neben einer konkreten Planung zur Realisierung der Denkmalskulptur, ein Bronzeabguss auf einem Grünsandsteinsockel mit Widmung, verfasste ich ein inhaltliches Konzept für die Auswahljury des Leaderprojektes Lippe-Möhnesee, um den Referent:innen Idee und Bedeutung dieses besonderen Erinnerungsortes greifbarer zu machen:
Das Wundmal ist der künstlerische Versuch die leidvollen Anteile in der bildhauerischen Gestaltung erfahrbar und „schiffbar“ zu machen, um den Kindern von damals ein Stück verlorene Würde zurückzugeben. Darüberhinaus soll es den Betroffenen heute das Gefühl vermitteln, nicht mehr allein zu sein und neben dem persönlichen Erleben auch eine gemeinsame Identifikation ermöglichen. Ebenso betonte ich in meinem inhaltlichen Konzept zur Umsetzung, besonders die dialogischen Qualitäten eines Erinnerungsortes zu berücksichtigen. Das Wundmal möchte als Mahnmal an den Erinnerungsorten für die Verschickungskinder wirken, um die kollektiven Erinnerungen der Verschickungskinder zu bewahren. Besonders im öffentlichen Raum kann es so unmittelbar zur Auseinandersetzung auffordern und gibt auch aufklärende Impulse für Nichtbetroffene. Im besten Fall fördert es die Anerkennung der leidvollen Historie sowie die Aufarbeitungsbemühungen zur Thematik der Kinderverschickungen.
Oberflächenbearbeitung der fast fertigen Bronzeskulptur
Förderung und Finanzierung
Der Förderverein Salzwelten e.V. und das Leaderprojekt Lippe-Möhnesee haben mein Konzept für einen Erinnerungsort, mit der Finanzierung und letztendlich durch die Aufstellung des Wundmals in einer historisch relevanten Umgebung - dem Gradierwerk im Kurpark in Bad Sassendorf - ermöglicht. Das gesamte Ensemble, bestehend aus der Denkmalskulptur und einer vom Förderverein entwickelten Informationstafel zur Historie, soll besonders den Dialog an einem sichtbaren und belebten Platz fördern.
„Das Wundmal soll einen Ort offerieren, an dem offen über das Thema „Kinderkuren“ gesprochen wird, an dem Betroffene mit Nichtbetroffenen ins Gespräch kommen – einen Ort, der den Impuls zur weiteren Aufarbeitung und zum Aufhorchen bietet.“,
so Jeanette Metz, für den Förderverein Westfälische Salzwelten e.V.
Ausblick
Wünschenswert wäre, wenn das Wundmal, als Mahnmal zukünftig auch an weiteren Erinnerungsorten in anderen ehemaligen Kur- und Verschickungsorten seine Symbolkraft entfalten könnte. Ich habe mich bewusst für einen Bronzeabguss vom Kalksandstein-Original entschieden, da so eine Vervielfältigung der Skulptur möglich wäre und weitere Erinnerungsorte für die Verschickungskinder entstehen könnten.
Mein erstes Wundmal, umgesetzt als Bronzeskulptur auf einem Sockel aus Grünsandstein, wurde am 9.4.2024 im Kurpark von Bad Sassendorf aufgestellt und setzt dort ein wichtiges Zeichen an exponierter Stelle zur kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit des damaligen Kinderkurwesens.
Hier ein paar Impressionen von der Enthüllung meiner Denkmalskulptur und der Einweihungsveranstaltung:
Fotos zum Vergrößern bitte anklicken!
Fotos: © Stefan Fischer
Wundmal
Die Broschüre zum Mahnmal
Bestellung der Broschüre zum Denkmal: